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Ein historisch geprägter vereinsinterner Shōtōkan Stocklehrgang ging für die Karateadepten aus Mittelbiberach gewinnbringend zu Ende

 

Am Samstag, den 8. April fand der zweite Stocklehrgang des Karatevereins Mittelbiberach statt. Hierzu wurde erneut der Kampfkunsthistoriker, Buchautor und Shōtōkanspezialist Henning Wittwer eingeladen.

Mit dem  Thema „Vertiefung (der Stockkata) Shūji no Kon“  befassten sich in drei Trainingseinheiten zehn Karateka der Shōtōkanströmung.

Über Generationen überlieferte „Kata“  bedeuten Arten oder Gussformen und sind für den Karateadepten wie alte Bücher zum Nachschlagen ihres Technik- und Anwendungsreportoires .

Während der ersten Trainingseinheit erläuterte der Buchautor Henning Wittwer die Metapher „leer“ im Begriff „Karate“ inklusive ihrer Verbindung zu Waffen. Zur Erklärung: Kara = leer / te = Hand. Gichin Funakoshi, Initiator des modernenen Karate lehrte: „Die leere Hand, nämlich Karate, ist die Wurzel aller Kampfkünste“. D.h., unbewaffnetes Training bildet die Grundlage für die Übung mit Waffen wie den Stock. Ebenso meinte er: „Einen leeren, entspannten Geist herstellen ist ebenso unabdingbar um in allem angemessen handeln zu können“. Hironishi Motonobu bringt es auf dem Punkt: „Wenn man nicht mit dem Stock übt, wird man auch im Karate nicht geschickt“. Quelle: Shōtōkan Band I und II, Henning Wittwer, Gibukai.de

Im praktischen Teil wurde der Ablauf der Kata Shūji no Kon wiederholt und, im Zuge dessen, der Shōtōkan-Griff eingeführt.

Bedeutung erhielten die Bewegungsformen schließlich in Anwendungen am Gegner.

Anfangs des zweiten Trainings erläuterte der Kampfkunsthistoriker wichtige historische Hintergründe dieser Kata. Diese lässt sich mindestens nachweisen bis zu Chinen Masanra (1842 – 1925).

Einige Druckübungen für Annahmen (Uke) demonstrierte Henning Wittwer anschließend mit seinem Trainingspartner Rico Fuchs eindrucksvoll (siehe Foto). Während der Rekapitulation dieser Bewegungen verstanden die Teilnehmer mehr und mehr die Bedeutungen der komplexen Techniken und wussten diese technische Notwendigkeit anzunehmen.

Sehr beeindruckend waren die Hinweise und Erkenntnisse der technischen Übereinstimmung zwischen Bewegungsmustern mit der „leeren Hand“ und dem Stock. Beim Nachsinnen über die  mannigfaltigen Bewegungen, welche die vielen Kata in sich bergen, lichtete sich so manches „Geheimnis“ zum tieferen technischen Verständnis hin.

In der letzten Trainingseinheit erklärte der Shōtōkanspezialist ein durchdachtes theoretisches Konstrukt in der Beziehung zwischen „leerer Hand“ und Stock als Teil des Shōtōkan-Lehrplans.

Nach nunmehr flüssiger und ruhiger Wiederholung der Stockkata, übten sich die Karateka an ausgefeilten Kampfübungen dazu.

Für ein „Was wäre, wenn?“  plante Henning Wittwer gekonnt ein Beispiel für eine „Veränderung“ ein. (Henka)

Am Abend entließ Henning Wittwer, nach dem Beantworten einiger Fragen, aufgrund der Komplexität des Lehrgangs, müde, aber sehr zufriedene und an Erkenntnissen reicher gewordene Teilnehmer.

Der Vortrag über das historische Shōtōkan-Karate vom Vorabend rundete schließlich ein für den Karateverein Mittelbiberach wertvolles Wochenende ab.